Bridging the Gap – erfahren Sie mehr
„Es gibt mehr Dinge, die uns gemeinsam sind, als solche die uns trennen.“
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Kunst als Brücke – das ist „Bridging the Gap“. Seit 20 Jahren bringt dieses engagierte und einzigartige Kunstprogramm palästinensische und jüdische Kinder im Israel-Museum zusammen, mehr als 2000 waren es bisher. Sie sind zwischen 12 und 16 Jahren alt, leben alle in Jerusalem und könnten sich in ihrem Alltag trotzdem nicht ferner sein. Ihre Leben sind geprägt von der Distanz zueinander, von Mauern, von Angst und von Vorurteilen, von dem Schmerz um verlorene Freunde und Verwandte. Das Programm „Bridging the Gap“ überwindet diese Mauern: Es bringt die Kinder an einem Ort zusammen, ein Ort der Kunst und der Kultur, ein Ort der Vergangenheit und der Zukunft, ein Ort mitten in der Stadt, die beide ihr Zuhause nennen.
Beim gemeinsamen Basteln, Malen, beim Schlendern durch Ausstellungen und bei gemeinsamen Mahlzeiten kommen die Kinder sich näher. Über Wochen arbeiten sie in gemischten Paaren in den Projekträumen des Israel-Museums. Begleitet werden sie von jüdischen und arabischen Helfern und Übersetzern, die bei Fragen und Verständnisproblemen vermitteln – oft zeigt sich dabei, dass die Kunst ihre eigene Sprache hat. Beim Kneten, malen und planen helfen sie sich mit Hand und Fuß, übersetzen sich gegenseitig Begriffe ihres Alltags und entdecken so Gemeinsamkeiten, die über Sprache hinausgehen. Natürlich haben einige zuerst Berührungsängste, doch während der gemeinsamen Projektarbeit gestalten sie miteinander und lernen voneinander, behutsam ein Verständnis für die Welt des Gegenübers zu entwicklen. Obwohl sie auf den ersten Blick viel zu trennen scheint, haben die Kinder doch viel gemeinsam. Sie bauen mit Hingabe und Freude zusammen etwas auf, sei es ein Haus aus Knete und Pappe, eine Arche Noah oder ein gemeinsames Bild.
In einem vergangenen Projekt haben die Kinder beispielsweise Gipsmasken voneinander erstellt. In gemischten Gruppen gaben sie sich in die Hände des anderen und erlaubten, dass andere das eigene Gesicht mit weißem Gips bedecken. Wenn der feuchte Gips langsam fast alle Öffnungen zum Atmen verschließt, kommen die Kinder einander näher, sie bauen Vertrauen auf. Der eine schützt den anderen, sie sorgen dafür, dass der jeweils andere genug Luft zum Atmen bleibt, dass nichts ziept oder in die Augen rinnt. Am Ende befreien sie sich gegenseitig von der hartgewordenen Maske, sie bemalen und bekleben sie und halten letztlich stolz den Beweis des gegenseitigen Vertrauens in den Händen.
Ein anderes Mal sollten die Kinder sich eine ideale Stadt erdenken – eine Stadt, die für sie lebenswert ist, von der sie träumen, sie könnte real sein. In dem Jerusalem, das sich die Kinder erschufen, gab es Baumhäuser, Freizeitparks, Häuser aus Süßigkeiten und einen See mit Schwänen.
Am Ende jedes Projekts steht eine gemeinsame Ausstellung der erschaffenen Werke, neue Bilder voneinander und viele zarte Freundschaften. Das „Bridging the Gap“-Kunstprogramm reißt Mauern ein, es öffnet die Augen für den Anderen, den Nachbarn, den Bastelpartner. Wenn den Eltern der Kinder die gemeinsamen Werke präsentiert werden, fließen schon mal Tränen, denn viele der Erwachsenen hatten bisher nicht die Möglichkeit, einer solch friedlichen, grenzüberwindenden Begegnung auf Augenhöhe.
„Ich hatte die Gelegenheit, Kinder zu treffen, die in der gleichen Stadt leben wie ich, von denen ich aber überhaupt nichts wusste und sonst nie getroffen hätte.“