Geschichte

1906 – 1965: Das Bezalel Museum wird zum Israel Museum

Den Grundstein für das Israel Museum legte 1906 der Künstler Zalmann Dov Baruch (Boris) Schatz (1866-1932). Er initiierte das Bezalel Museum, benannt nach dem biblischen Schöper der mosaischen Bundeslade und dem ersten Künstler, der als solcher in der Bibel bezeichnet wurde. Das Bezalel Museum zeigte anfangs hauptsächlich aus der Gegend stammende Altertümer und ausgestopfte Tiere – ein erster Schritt auf dem jahrzehntelangen Weg zu der umfassenden archäologischen Sammlung, die das heutige Museum beherbergt.

Trotz der Unruhen zwischen Arabern und Juden vergrößerte sich die Sammlung unter der Britischen Mandatsregierung (1920 – 1948) und wurde um eine Kunstschule erweitert. 1925 wurden Museum und Schule als quasi-nationale Kulturstätte feierlich eröffnet. In den Wirren der Mandatszeit ging die archäologische Abteilung zum Teil in das neugegründete Rockefeller Museum of Jerusalem über, das Bezalel Museum unter seinem zweiten Direktor Mordechai Narkiss entwickelte sich zusehends zu einem Universalmuseum.

Um den dramatischen politischen Entwicklungen in Europa zu entkommen, strömten Juden aus ganz Europa nach Palästina. Besonders viele flüchteten aus Deutschland und den vom nationalsozialistischen Deutschland beeinflussten Ländern. Mit sich brachten die jüdischen Einwanderer auch Kunst- und Kulturgüter, die nach und nach in die Sammlungen des Museums übergingen.

Einen weiteren bedeutsamen Zuwachs an Kunstwerken durfte das Museum nach dem 2. Weltkrieg verzeichnen. Die Alliierten versuchten, die Vermögensfragen der ausgelöschten jüdischen Familien zu organisieren. Von der Schaffung eines Nationalmuseums war man jedoch noch weit entfernt.
Erst Teddy Kollek änderte dies 1953: Als Botschafter Israels in Washington musste er immer wieder hören, wie große jüdische Kunstsammler ihre Sammlungen amerikanischen Museen anvertrauten, weil es kein ebenbürtiges Museum in Israel gab. Zurück in Israel machte er es zu seiner Hauptaufgabe, dem jungen Staat ein repräsentatives Museum zu ermöglichen. Erst als er Oberbürgermeister von Jerusalem wird, tut sich etwas: Mit Hilfe zahlreicher privater Förderer und politischer Freunde aus dem In- und Ausland, gegen erheblichen Widerstand aus dem religiösem Lager, gelang es Teddy Kollek Sponsoren, Spender, Mäzen und Förderer jeglicher Art für ein Nationalmuseum zu aktivieren.

Im Sommer 1960 beschloss das israelische Parlament, die Knesset, den Bau eines Israelischen Nationalmuseums. Die Sammlungen des Bezalel Museum und die staatliche Altertumsabteilung wurden in das neue Museum überführt, am 11. Juni 1965 feierte das Israel Museum Eröffnung.

Die spektakuläre Anlage in Form von Pavillons auf einem weitläufigen Hügel erregte besondere Aufmerksamkeit, übertroffen wurde dies noch durch den skulpturenartigen Bau für die Qumran-Rollen vom Toten Meer. Kunstsammler und Kunstfreunde aus der ganzen Welt wollten das neue Museum unterstützen. Zur Eröffnung erhielt es so auch finanzielle Unterstützung vom deutschen Verleger Axel Caesar Springer und Kunstschenkungen sowie Plastiken und Skulpturen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

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Teddy Kollek (links)_in den 1950er Jahren
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Kurz vor Eröffnung des Museums konnten noch die ersten Skulpturen im Billy-Rose-Garden aufgestellt werden (1965)

Das Israel Museum heute

Lucas Kranach, William Turner, Pablo Picasso, Max Ernst, Christian Boltanski und Anselm Kiefer – große Namen schmücken heute die Ausstellungsräume des Israel-Museums. Auch die Werke der ursprüngliche archäologischen und der Skulpturenabteilungen des Bezalel-Museums finden sich hier.
Eine Photoabteilung mit derzeit über 60.000 Arbeiten, eine Abteilung mit israelischer Kunst, eine Abteilung für Design und Architektur, für Ostasiatische Kunst, für die Kunst aus Afrika, Ozeanien und dem präkolumbianischen Amerika wurden eingerichtet.

Aus der Bezalel-Kunstschule entwickelte sich die auch heute noch weltweit einmalige Jugendabteilung des Museums, der Ruth-Youth-Wing. Ihre Aufgabe versteht sie darin, die Kreativität von Kindern zu fördern und ihnen durch die Erfahrung mit Kunst die Welt der Kunst aber vor allem die Weltzivilisationen vorzustellen und damit ihren Horizont zu erweitern.
Die Jugendabteilung vermittelt Theorie und arbeitet praktisch, die Kinder und Jugendliche sollen nicht nur vor Kunstwerke gestellt werden, sondern sie sollen selbst Kunst schaffen. Kinder mit unterschiedlichsten gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründen machen den Ruth-Youth-Wing zu einem zentralen, Frieden stiftenden Element des Museums.

Obwohl das Museum schon vor seiner Gründung auch politisch in die Pflicht genommen wurde und es der Nationenbildung Israels dienen sollte, überließ der Staat Israel die Entwicklung und Existenz des Museums privaten Förderern:

Seit seiner Gründung ist das Museum abhängig von privaten Zuwendungen, die öffentliche israelische Hand stellt nie mehr als 20 Prozent des benötigten Gesamtetats eines Jahres bereit. Aus dieser Not erwuchs das Konzept eines weltweiten Netzwerkes von Freundeskreisen. Jährlich spenden sie etwa 65 Prozent des gesamten Museumsetats. Die restlichen etwa 15 Prozent erwirtschaftet ein professionelles Museumsmarketing und -management. Die ersten Freundeskreise entstanden in den USA, in Großbritannien und Frankreich. 1989 stießen die Deutschen Freunde des Israel Museums dazu.

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Teddy Kollek, Rolf Liebermann, Vicky Meroz, Richard von Weizsäcker (v.l.n.r.)
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Erich Marx und Teddy Kollek (v.l.)_Jerusalem